Gedanken zur IT-Branche

Was ist das wertvollste Gut einer Firma? Sind es Manager? Sind es Produkte? Sind es die Quartalszahlen? Nichts von alle dem zählt, wenn es einen ganz wesentlichen Faktor nicht gibt: Den Menschen, der sich die Nächte um die Ohren schlägt um ein Angebot zu schreiben, den Menschen der sich darum kümmert, das Sonntag nachts eine schwierige Migration gelingt. Den Menschen, der es schaft, ein Gegenüber zu überzeugen, das eine Lösung korrekt ist. Mit Charisma, Teamfaehigkeit und Überzeugung. Es ist ein Geschäft von Menschen für Probleme anderer Menschen. Die Menschen, die dennoch als kleinste Gebilde in einer Firma angesehen werden und dementsprechend auch herumgeschubst werden. Dennoch identifizieren sie sich mit der Firma. Sie bilden sich weiter, sie kommunizieren miteinander und bauen so ein Gewebe des gegenseitigen fachlichen Vertrauens und der Ansprechbarkeit auf. Dieses Amalgam aus Vertrauen, Wissen, Professionalität und Menschen ist das Rückgrat einer Firma. Dieses Amalgam ist die Firma. Was macht eine Firma, die dieses wertvolle Gut ignoriert? Sie richtet sich selbst. Fehlt die Identifikation, fehlt die Überzeugung, fehlt die Überzeugung fehlt das Charisma. Fehlt die Identifikation, so wird der Wille, noch mehr zu geben, schwinden. Fehlt die Identifikation, so fehlt der Kristallisationspunkt, der ein Team zu einer schlagkräftigen Einheit werden laesst. Identifikation entsteht nicht durch triviale ständig wiederholte Floskeln, Identifikation entsteht nicht durch TShirts, Identifikation entsteht nicht durch Telephonkonferenzen und erst recht nicht durch einen blossen Arbeitsvertrag. Identifikation ist etwas, das im Kleinen entsteht. Als zwischenmenschliche Beziehung. Durch den zwischenmenschlichen Kontakt zwischen Kollegen. Man identifiziert sich mit seinen unmittelbaren Kollegen. Den Menschen, denen man vertraut und denen man sich verpflichtet fühlt. Und jedes Konzept, das an diesen Festen der gemeinsamen Arbeit rührt, ist nicht innovativ, kann nicht innovativ sein. Denn es runiert gerade jenes Fundament, das eine Firma auch in den schwierigsten Umständen immer noch zusammenhält. Vielleicht sollten Manager lernen, ihre Mitarbeiter nicht als Kostenfaktor und Leistungserbringer zu sehen, sondern als Menschen mit Wünschen, Erfahrungen, Ängsten, Wissen, Rechten und Pflichten zu sehen. Die Menschen durch Menschenführung zu grosser Leistung zu führen. Und Menschenführung ist etwas anderes als Druck und Angst. Menschenführung bedeutet den Arbeitnehmer ernst zu nehmen und als gleichberechtigten Partner zu verstehen. Menschenführung heisst die Gründe für eine Entscheidung ehrlich und offen zu kommunizieren und nicht mit einer Leibgarde aus Nachrangigkeiten und Scheinargumenten zu versehen. Aber ich glaube jener Schlag Mensch, der zu diesem Verhalten fähig ist, ist mittlerweile ausgestorben. Wenn ich mich so unter Freunden umhöre, ist an diese Stelle der Manager by Spreadsheet and by “the next four quarters” getreten. Vor allen Dingen sollten Manager aufhören, ihre Mitarbeiter einer Maschine gleich als ersetzbar zu betrachten. Die Mitarbeiter werden dann naemlich sehr schnell sich wieder dem Faktum bewusst, das sie ihren Arbeitgeber ebenso schnell ersetzen koennen, eigentlich sogar schneller, denn als Arbeitnehmer ist man nur seiner eigenen Zukunft gegenueber verantwortlich. Typischerweise gehen dadurch gerade jene Mitarbeiter als erstes, auf die die Firma am meisten angewiesen ist. Jene Leistungsträger, Kreativen, Finalisierer und Meinungsführer, die eine Firma zu etwas besonderen machen. Diese Zusammenhänge sollte sich jeder Manager vor Augen führen, der aus irgendwelchen Gründen den wesentlichsten Faktor seiner Firma nur noch als kostentreibende Störgröße empfindet. Denn: Wenn ein Manager den Menschen weder führt noch wertschätzt und als Angestellter kein Unternehmer ist, was ist er dann?