Internals for the world

Ich werde mir auf jeden Fall demnächst mal Noise Cancellation Kopfhörer besorgen. Nicht damit ich in Ruhe schlafen kann oder die Musik durch das monotone Rollen der Räder gestört wird. Nein. Ich will ungestört hören, was meine Sitznachbarn im Zug so sagen. Ich weiss das Lauschen nicht höflich ist. Aber man muss sich nur mal in einen Zug setzen, und man erfährt mehr über die schmutzigen Details der deutschen Wirtschaft, als es das jahrelange Studium von FTD oder Wirtschaftswoche je könnten. Das Herr Sowieso ein Idiot ist, Frau Dr. Weissnichtwer meterlange Haare auf den Zähnen hat, Firma Blubs im Verzug ist und der IT-Abteilung aus Firma N gerade unnötiger Schwachsinn angedreht wurde (nicht wort- aber sinngemässes Zitat). Und danach bölkt Herr Blah noch in sein Mobiltelephon das er die Marketingschnupse nach drei Caipis abgeschleppt hat. Mein Liebling ist immer noch der Herr einer Konkurrenzfirma, der neben mir im ICE nach Hamburg seine Salespräsentation für eine Ausschreibung angefertigt hat, für die wir auch angeboten haben. Und auf dem 17”-Display kann man hervorragend lesen, das gerade jemand in einem grossen Projekt für einen Projektverzug zusammengestaucht wird. (Das sind alles keine erfundenen Geschichten, sondern eine klitzekleine Auswahl der letzten 12 Monate Bahnbenutzung.) Also Leute, ihr könnt euch diesen ganzen NDA-Kram, Passwörter, verschlüsselte Laufwerke und Laptop-Schlösser sparen, wenn ihr Eure Internas dann doch wieder der ganzen Welt auf den Tisch legt. Sollte ich mal keine Lust mehr auf Sun haben, kauf ich mir einer Bahncard 100, fahre die ganze Zeit nur die Pendlerstrecken und mach dann eine kommerzielle Wirtschaftsgossip-Seite auf.