Chrome, Google und pawlowsche Reflexe ...

So … Google Chrome sendet also Tastendrücke an die eingegebene Suchmaschine (also nicht unbedingt Google Search) um die Bedienung zu vereinfachen. Und viele Schreiber verdammen dafür Google. Gähn …. Denn mal ehrlich: Zum einen kann man es abschalten und bevor wir uns ueber sowas ärgern, sollte man vielleicht den Leuten erstmal beibringen zum Beispiel nicht ihre Adressdaten nebst Genehmigung Werbung zuzusenden in irgendwelche Autos zu werfen, die man angeblich gewinnen kann. Nur soviel dazu, wieviel Menschen ausserhalb der Blogosphaere selbst persoenlichste Daten wert sind.
Wenn man die schon so einfach herausgibt, dann sind die paar Clicktrails Nebensache … egal … guckt euch mal in der Stadt um … der normale Bürger zahlt mit der Paybackkarte, sagt brav seine Ansons Insider-Nummer auf, sammel eifrig Meilen bei der Lufthansa, Punkte bei der Bahn, benutzt die Douglas Kundenkarte, bezahlt mit Kreditkarte. Das ist Realitaet. Die echte Welt da draussen ist ein Data Warehouse, das staendig weiter gefuellt wird. Zurueck zu Chrome: Sicher kann man sich darueber streiten, ob man nicht vielleicht die Eingaben fuer URL suggest verschluesseln koennte, aber das Ding ist eine Beta … wartet doch erstmal ab, was da am Ende bei rumkommt, schickt fleissig Change Requests und dann gucken wir mal, was da als Final Version am Ende kommt. Ausserdem: Viel von dieser Information hat Google doch ohnehin schon. Google Adwords ist überall, viele Webmaster verwenden Google Analytics (ich auch). Damit hat Google schon eine gute Übersicht, wo man war. Und wenn es nicht diese Tools sind, dann sind es andere. Die Datensammler sind im Netz ueberall. Obendrein: Robert Basic kritisiert den Chrome Browser in seinem Blog fuer die Sammlung von Daten. Ist sein gutes Recht. Aber warum hat er dann ein Google-Zaehlpixel auf seiner Webseite, das en passant Google mitteilt, das seine Webseite besucht worden ist (via HTTP referer) ? Zaehlpixel ? Das da links mein ich. Oder glaubt hier jemand ernsthaft, das Google die Logfiles zur Auslieferung dieser Buttons einfach so wegwirft? Und so vermessen, zu glauben, das sich Google fuer einen einzelnen Menschen interessiert, sollte man auch nicht sein. Es geht hier nicht um Ausspionieren, es geht hier um Klassifierung in Zielgrupen, um das Erkennen von Stroemungen, es geht um Werbung. Es geht um ein Geschaeftsmodell, das darauf basiert, auf Basis dieser Klassifikationsdaten gezielt Werbung schalten zu koennen. Die einzelne Person ist für Google nur in soweit interessant, als das sie Daten in das statistische Modell von von Google liefert. Scott McNealy, der CEO von Sun, hat 1999 gesagt: “You have zero privacy anyway. Get over it.” Und er hat recht, obwohl er für diese Aussage geprügelt wird. In einer Kommunikationsform, die ihre Informationen unicastet, kann es keine Privatheit geben. Unser Gegenüber weiss, das er uns Daten gesendet hat. Privacy gibt es nur durch einen Weg: Nichtnutzung. Wer konsumieren will, ohne identifiziert werden zu koennen, soll ich einen Fernseher, ein Radio anschaffen, oder eine Zeitung am Kiosk kaufen. Man muss damit leben, das wir unseren Gegenüber für seine Dienste auch etwas zurueck geben. Eben ein Stück unserer Privatheit. Es ist halt die Frage, wieviel Privatheit wir fuer diese Dienste opfern moechten. Eine Frage, die sich jeder stellen sollte. Und auch nach der Frage, ob man einen etwaigen Verzicht wirklich üben möchte. Wer Chrome ablehnt, muss auch Google Mail, Google Maps, Google Buttons, Google Reader, Google Search, Google “ich weiss nicht was” ablehnen. Für viele wäre dieser Schritt zu gross und das Netz würde viel von seiner Usability verlieren. Aber vielleicht hat Johnny recht. Es geht nicht um sachliche Betrachtung. Es geht hier nicht um die Beobachtung eines neuen Tools. Vielleicht geht es wirklich nur um die BILDifizierung mancher Blogs, die Skandalisierung von Dingen, die bei Tageslicht doch recht unspannend sind. So moechte ich am Ende nur Herrn Haeussler zitieren

Die Antwort ist leicht: Weil Sachlichkeit keine K(l)icks bringt. Weil wir alle BILD sind, auf der Suche nach der Sensation, dem Skandal, der einfachen Erklärung, dem klaren Feind- und damit Weltbild.