DoS-Attacke gegen die Polizei

Mir ist da gerade eingefallen, das sich dieses geplante Filterschema hervorragend als Denial-of-Service-Attacke gegen die Polizei verwenden laesst. Nehmen wir mal fuer einen Augenblick an, es gäbe wirklich ein organisiertes Verbrechen rund um Kinderpornographie. Nehmen wir für einen Augenblick einmal an, es würden wirklich Millionen von Euro damit verdient. Wenn man bedenkt das beispielsweise die Mafia Richter, Polizisten und Staatsanwälte weggebombt hat, weil diese in die Verdienststrukturen der Mafia Einblick fanden und diese zu unterbrechen versuchten, so erscheint es wenig wahrscheinlich, das eine Organisation die hinter Kinderpornographie steckt, diesen Markt kampflos aufgeben muss. Nun muss man in Zeiten des Internets nicht mehr zu Bomben oder Taucherflossen aus Beton greifen. Das geht heute viel subtiler. Man kann davon ausgehen, das eine solche Organisation weiss, wo sich hier Machwerke befinden, wie die Zugriffswege darauf sind. Durch einen Einbruch der Nutzungszahlen an bestimmten Stellen duerfte es für eine solche Organisation einfach sein herauszufinden, welche ihrer Fileserver auf der Liste gefilterter Seiten stehen. Nun weiss man, das Botnetze für zahlreiche illegale Aktivitäten genutzt und vermietet werden. Ob man hier auf die moralische Integrität der Betreiber setzen kann, keine Aufträge einer kinderpornographischen Organisation anzunehmen, wird sich zeigen, aber erscheint mir mehr als unrealistisch. Immerhin stehen schlecht bezahlte Atomwissenschaftler ja auch unter dem Generalverdacht, ihr Wissen zu verkaufen, obwohl es auch ihnen eigentlich klar ist, das man sich eine Atomwaffe nicht ins Museum stellt, sondern verwendet, um einige hundertausend Menschen in Sekundenbruchteilen verdampfen zu lassen.
Die Strategie einer solchen kinderpornographischen Organisation wäre folgerichtig einfach: Botnetze nutzen um hier und da den Stolperdraht der von-Leyenschen Stop-Seite auszuloesen. Jede dieser Auslösungen müsste auch ein Ermittlungsverfahren ausloesen. Auch wenn man weiss, das eine hohe Wahrscheinlichkeit besteht, das es sich um eine Köderauslösung handelt. Denn jeder wird behaupten, das er niemals auf solche Seiten zugegriffen hat. Um die echten Pädophilen dennoch zu finden, muss jeder PC in Augenschein genommen werden. Und selbst dann ist das allzueinfach auszuhebeln: Man infiziert einen zum Surfen gedachten Desktop einfach mit einem Bot und hat danach eine Ausrede, warum man die Stopseite ausgeloest hat. Wer so pervers ist, sich an der Qual von Kindern aufzugeilen, dürfte auch kein Problem damit haben, eine Spamschleuder zu betreiben. Das ganze führt letztlich nur zu einer Flodding der Ermittlungsbehoerden und für die Strafverfolgung wirklicher Pädophiler fehlt dann das Personal. Eben eine Denial-of-Service-Attacke gegen die Ermittler. Irgendwann guckt dann keiner mehr bei den Strafverfolgern in die Logfiles in der Annahme, da sich dort nur wenig hilfreiche Hinweise befinden und verlagert sich wieder auf das was man schon heute macht: Polizeiarbeit, klassisch, wenig politisch, aber effektiv. Mir ist das da oben während eine Zugfahrt von Bremen nach Hamburg eingefallen. Eine Organisation, die ihr Geschäftsmodell in Gefahr sieht, wird wahrscheinlich schon länger darüber nachdenken und sind mit Sicherheit auf ähnliche Methoden gekommen. Ich kann hier nur wieder auf mein Beispiel mit der Bekämpfung von nuklearen Mehrfachsprengköpfen verweisen. Je länger man nach dem Start darauf wartet, eine Bekämpfung einzuleiten, desto unwahrscheinlicher ist der Erfolg. Ist man in der Lage eine ICBM kurz nach dem Start zu vernichten, so kann man mit einem Treffer alle MIRVs ausschalten. Lässt man zu, das sich die MIRVs abtrennen und auch noch vielerlei Täuschkörper ausgestossen werden, so ist es nahezu unmöglich alle MIRVs abzuwehren. Man verschiesst dabei jede Menge teure Waffen auf billige Stoerkoerper und diejenigen, die in der Nähe der durchkommenden MIRVs sind, sollten besser Lichtschutzfaktor 1.000.000 tragen. Eine erfolgreiche Bekämpfung von Kinderpornographie muss die Server als Ziel haben, nicht die Nutzer. Diesen Sumpf muss man trockenlegen, in dem man den Zufluss stoppt. Die Frösche verenden dann von selber.