Politikverdrossenheit bei Politikern

In der Süddeutschen steht ein recht interessanter Artikel: Düstere Aussichten. Hier beschreibt ein Bundestagsabgeordneter, wieviel Einfluss er eigentlich wirklich hat. Ich frage mich, wie man in dieser Situation noch Politiker bleiben kann, ich wuerde das an einigen Stellen schon als Politikverdrossenheit bezeichnen.

Wenn ich mir anschaue, wie dick der Stapel der Vorlagen ist, der jede Woche auf dem Tisch vor dem Plenarsaal liegt – nur zum Lesen allein bräuchte ich schon eine Woche. Das führt dazu, dass ich bei vielen Abstimmungen weder den Gesetzestext kenne noch wirklich weiß, worum es geht. Wenn es sich um Entscheidungen handelt, die nichts mit meinem Fachgebiet zu tun haben, muss ich mich auf die jeweiligen Experten verlassen. Gibt es im Vorfeld keine großen Streitigkeiten oder Einwände aus meinem Wahlkreis, dann kümmere ich mich nicht weiter um den genauen Inhalt der Entscheidung, sondern stimme ab, wie die Fraktion will. Als Abgeordneter bin ich oft ein gefährlich Halbwissender.

Man darf sich jetzt fragen, wie faul das System schon ist, wenn selbst unsere Poltiker schon ihres eigenen Gewerbes überdrüssig werden. Das Problem an dieser Situation ist allerdings, das im Falle eines Rücktritts schnell andere diese Lücke auffüllen würden, und die haben dann wahrscheinlich weniger Skrupel der Parteilinie zu folgen. Schon weil die Parteiführung dafür sorgen würde, das dort verstaerkt auf das Abweichlerpotential geachtet wird.