Wirtschaftspolitik

Da passiert eine Weile garnichts in Deutschland. Wir werden über Wochen hinweg nicht regiert, weil sich die herrschende Klasse zunächst einmal wieder sortieren muss. Der Bürger hat die herkömmliche Lageraufteilung mit Kreuzen auf Papier binnen kurzer Zeit ad adsurdum geführt.
Womit haben wir nicht gerechnet: Deutschland wird das nicht vertragen, ein Rückschritt. Und dann das: Reihenweise stufen die Banken und Analysten ihre Wachstumserwartung auf 2% hoch.
Was kann man daraus schliessen: Ausser der Agenda 2010 ist keine einzige Reform durch– oder umgesetzt und trotzdem fängt die Wirtschaft wieder an zu wachsen. Seltsam. Robert von Heusinger von der Zeit stellt in Überschätzte Strukturreformen - unterschätzter Bau! die These auf, das massgeblicher Grund für die Schwäche Kettenreaktionen durch Entscheidungen in der Vergangenheit waren und schlussendlich die Erholung von diesen Effekten jetzt dafür sorgt, das die Wirtschaft wieder wächst, also an sich die Wirtschaft in Deutschland durchaus gesund ist.
Daraus kann man eine weitere sehr interessante These stellen: Wirtschaftspolitik kann höchstens Schaden anrichten. Und egal was die Politik macht, eine halbwegs intakte Wirtschaft wird sich irgendwann von selbst wieder stabilisieren. Reformprogramme sind da letztlich nichts anderes als das Ruhigstellen der Bevölkerung beziehungsweise das Umsetzen gesellschaftlicher Vorstellungen. Mit Wirtschaftspolitik hat das wenig zu tun. Die gute Nachricht: Politiker müssen sich noch viel mehr anstrengen, um die Wirtschaft kaputt zu bekommen. Das heisst, auch wenn sie uns nichts bringen, sie richten wenigstens keinen langfristigen Schaden an.