Auch heute war wieder eine Überquerung der A7 der Punkt an dem ich umgedreht bin. So irgendwie die Elbe östlich von Lauenburg ein gefühltes Hindernis ist, so ist die A7 im Westen eine mentale Grenze. Was irgendwie totaler Unfug ist. Abfahrt Evendorf diesmal. Als ich häufiger Richtung Süden gefahren bin, habe ich mich immer gefragt, was für ein Gewerbegebiet dort entstehen sollte. Halt die Fragen, die man sich so stellt, wenn das Gehirn kaum mehr zu hochtrabenden Gedanken in der Lage ist. Dieser Ort ist so weit ab von … ja … von so ziemlich allem. Für eine Tankstelle sah es mir zu ungewöhnlich aus. Nur: Es ist tatsächlich eine Tankstelle. Mit einem Hotel dran.

A7 A7 bei der Abfahrt Evendorf

Was nicht wesentlich mehr Sinn ergibt. Ich glaube nicht so recht, das sich das Hotel für den nahegelegenen Barfusspark lohnt. Der sich mit Kindern übrings wirklich lohnt, ich war dort vor einigen Jahren mit den Nichten und Neffen meine damaligen Partnerin.

Aber dafür gleich ein Hotel an den Rand der Autobahn stellen. Ich hege den Verdacht, das das mit dem Kabinenschlafverbot zusammenhängt, durch das LKW-Fahrer nunmehr nicht mehr ihre langen Pausen im LKW verbringen müssen. Auch wieder so ein Wort, das kaum deutscher sein könnte.

St. Martin

Auf dem Weg dorthin, kommt man durch einen kleinen Ort. Der Ort liegt an einer der drei Strecken, die ich häufiger benutze, wenn ich von der A7 nach Lüneburg fahre (oder halt in die Gegenrichtung). Mit einer Kreuzung, die nicht wirklich eine ist, weil die Strassen etwas versetzt sind. Etwas an das man denken muss, wenn man nach vielen Kilometern einfach nur nach Hause will und eigentlich längst der Anzeige hätte folgen sollen, das eine Pause notwendig ist.

Mitten im Ort eine Kirche. Jedes mal, wenn ich an dieser Kirche vorbei fahre, erwarte ich irgendwie, das in diesem Ort von irgendwo ein „Nevermore“ kommt. Ja ich weiss, aber wie gestern schon gesagt, sind Assoziationen etwas komisches. Die Kirche ist die St. Martinkirche in Raven. Damit dürfte auch klar sein, wo her die Assoziation stammt.

A7 St. Martin in Raven

Gemessen an anderen Kirchen ist sie relativ klein, aber ist doch eine der schöneren dieser Gegend, auch wenn das Strebewerk irgendwie ein wenig überdimensioniert wirkt. Sie datiert zurück in die Zeit um 1250. Ist also auch eine wirklich alte Kirche. Man merkt, das die Gegend hier mal ziemlich reich war.

Es lohnt sich auch in die Kirche zu gucken. Heute habe ich da keine Bilder gemacht. Ich habe sowieso immer nen bisschen Probleme damit, in Kirchen zu gehen. Ich komme mir als Atheist dort immer etwas wie ein Eindringling vor. Ohnehin bin ich da so früh, das die Kirchen meist geschlossen sind. Hindert mich aber nicht daran, diese trotzdem schön zu finden. Wenn man es mal so sieht … die Sixtinische Kapelle ist im Headquarter einer Organisation, mit der ich heute nichts mehr anfangen kann, trotzdem ist sie ein Kunstwerk.

Packen

Ich habe mittlerweile ein grösseres Problem meines Packsystems gefunden. Es ist soweit hinten, das das Fahrrad beim Freihändig fahren zu Instabilität neigt. Es schaukelt sich auf. Aber nur, wenn ich ausschliesslich mit dem Tailfin Aeropack fahre. Sobald auch vorne Last drauf ist, ist das Rad wieder stabil.

Das ist sehr schade schade, weil ich es liebe, mich auf dem Rad aufzurichten, das Lenkrad loszulassen und das Rad einfach laufen zu lassen. Nein. Ich schliesse nicht die Augen. Ich weiss was Meg Ryan in City of Angels passiert ist. Ich hege wenig Lust, mein Dasein an einem LKW zu beenden.

Ansonsten ist das Aeropack wirklich grossartig. Es klappert nicht, so wirklich gar nicht. Ich vermute das auch alle Packsystem das Problem haben, die den Schwerpunkt soweit nach hinten verschieben. Ich will aber auch nicht ständig mit voller Beladung fahren. Mal gucken, wie ich damit umgehe.

A7 Schatten

Unwidersprochener Wahnsinn

Am Ende wurden es heute 80 km in etwas unter 3 Stunden. Und viele dieser Kilometer waren so schön, wie jener Moment, in dem das letzte Bild entstanden ist. Es juckt mich gerade massiv in den Fingern nächstes Wochenende zu gucken, wie weit ich mit zwei Rangeextendern komme. Ausserdem kann ich ja schlecht von 130 auf 200 km springen, um eine länger bestehende Einladung endlich wahrzunehmen. Denn wie ich heute gelernt habe, man hält mich da wirklich für so wahnsinnig, die Nummer zu bringen, am gleichen Tag beide Strecken zu fahren. Und wer bin ich, ihnen zu widersprechen.

Written by

Joerg Moellenkamp

Avid bicyclist, likes california, dreams to combine both.