S-Bahn

Irgendwie ist das Fahren mit der S-Bahn wirklich erheiternd. Naja … erheiternd ist vielleicht das falsche Wort. Vielleicht passt es besser, das man das ganze nur mit einem erheblichen Grad an simulierter Erheiterung ertragen kann. Schoenes Beispiel ist die Reklame: Ich frage mich ja, ob die Werbung darauf basiert, das den Grund, warum sie in der S-Bahn sitzen total für den Eimer finden: Nämlich die Arbeit zu der sie gerade transportiert werden. Und da werden auch wirklich interessante Angebote gemacht. Eines der besonders teuren Fitness-Clubs hat wohl eine Akademie aufgemacht … Fitness-Manager. Personal Trainer. Geräte Instruktor. Ich frage mich was man da lernt. Vermutlich lernen Männer zwei Stunden pro Woche Frauen auf den Hintern zu gucken, während sie eigentlich aufpassen sollen, das die Leute sich nicht mit Fehltraining das bisschen Rückenmuskulatur verbiegen, das sie ohnehin nur haben. Frauen lernen in einem dreistündigen Kurs, wie sie amüsiert über etwas beleibtere Frauen lächeln und unauffällig lästern können, die sich gerade versuchen die Pfunde runterzuarbeiten. Das beste habe ich dann aber heute morgen gelesen: Coffeemanagement. Ja, und damit ist nicht gemeint, es zu managen, seinen Coffee ins Telephon zu schütten. Das kann ich auch so. Bevorzugt mit caramelhaltigen Kaffeemichgetränken. Ich habe erst gedacht, ich bräuchte jetzt wirklich eine Brille und der Mitbürger mit Migrationshintergrund hat sich schon pikiert gezeigt, das ich auf die Scheibe, vor der er sass, so lange geguckt habe. Da stand wirklich “Coffee-“. Ich halte das ja für ein Orchideenfach wie bryzantinische Numismatik. Ob das jemand studiert? Und warum studiert das jemand? Die werden schon wissen, was sie tun. Vielleicht um als Kaffeebereiter nicht ganz so neben dem gelernten Job zu arbeiten, wenns denn nach dem Studium nichts mit dem Traumjob geworden ist. Ein Plakat, das ich auf jeden Fall noch von der Wand reissen werde, wenn ich Lust darauf habe, in der Hab-mich-Lieb-Jacke abgeführt zu werden, hängt in der S-Bahn-Station Hammerbrook: “Die Mercures - Sie haben ewige Gastfreundschaft geschworen”. Aha. Was macht man da so? Naja … seine Lebensaufgabe darin sehen, Karten zu verteilen. Jaahhaaaa …. es gibt einen Mr. City Map da. Genauso wie einen Mr. Memory, der sich am Kopf reibt, wenn er angestrengt auf den Monitor blickt, um zu sehen, das man letztes mal die Suite ruiniert, den Fernseher von der Wand gerissen und Dusche und Toilette in ihrer Verwendung verwechsel hat. Den Blick von Ms. Welcome kann ich mir nicht erklaeren. Ganz komischer Blick … verbinde ich eigentlich eher mit “Was willst Du kleiner Scheisser hier? Seemannsmission ist hier nicht.” denn mit “Herzlich willkommen. Wie kann ich Ihnen helfen?” Gastfreundschaft ist für mich was anderes als einen Kringel auf eine Karte zu malen, der sich nur grob in der Gegend des Ortes sucht. Gastfreundschaft ist für mich der etwa 60 jahre alte … hmmm … ich nenns mal Concierge in einem Hotel in London, der mir nach 5 Sekündigen Nachdenken genau sagen konnte, wie ich zu einer Addresse kommen würde und mir das auf Deutsch kurz notiert hat (mein Englisch ist unüberhoerbar deutsch … kennen die Leute wohl von Rammstein). Inkl. Underground-Stationen und Umstieg. Da war ich ehrlich sehr erstaunt. Da denkt man dann: Dat is ja man cool … Ich bin dann heute nachmittag einfach nach Hause gelaufen, naja eher marschiert. Sind nur dreieinhalb Kilometer. Ich wollte einfach mal 30 Minuten keinen Schwachsinn um mich rum haben. Da faellt mir übrigens ein: Die freundliche Kaffeebereiterin aus meinem präferierten Kaffeeladen (man versteht sich blind, deswegen glauben Kollegen vereinzelt, sie hätten Höraussetzer, nein ich sage wirklich nicht mehr was ich will … ) ist mir dabei über den Weg gelaufen. Ob sie wohl studiert hat oder gerade studiert … und was. Aber ich bekomme ja nur hier im Blog meinen Mund auf ;)