Hamburg/Berlin - Extrempendler

Ich habe mich ja in diesem Weblog schon häufiger darüber aufgeregt, das Zugfahren mit unter eine sehr nervige Sache sein kann. Alleine durch die Lautstärke der Mitfahrer. Was man aber auch sagen muss, manche Züge sind wirklich still. Bis auf den Zug hört man nichts. Nur das gelegentliche Klappern einer Tastatur. Zugeben: Es ist nicht einer der wirklich klassischen Gelegenheitsfahrer-Züge, in dem ich gerade sitze. 6.21 U3 … ICE 1515 nach Berlin Zoo, 6.38 ab Hamburg Hauptbahnhof. 90 Prozent aller Leute in diesem Zug nutzen die Strecke wahrscheinlich als verlängerte Küche. Noch nicht richtig wach dösen sie beziehungsweise schlürfen im Halbschlaf ihren Kaffee.
Viele sind wahrscheinlich Berufspendler. Seit dem Hamburg und Berlin nur noch anderthalb Stunden auseinander sind, scheint es eine Alternative zu sein, nicht nach Berlin zu ziehen, wenn die Karriere nach Berlin ruft. Ich denke, das werde ich mal für meine weitere Lebensplanung im Hinterkopf behalten. Hamburg möchte ich nicht mehr missen, und ehrlich gesagt ist Berlin nicht gerade die Stadt in der ich leben und wohnen möchte.
Was das Pendeln angeht, wird die Welt eh immer extremer. Vor nicht all zu langer Zeit fiel mir ein Bericht über Menschen in die Finger, die in Berlin leben und in Zürich arbeiten und zu den Grossabnehmern bei Billigfliegern gehören. Das Seltsame : Das macht sogar irgendwie Sinn. Könnte ich mir auch vorstellen, wenn ich nicht dieses seltsame Verhältnis zu Flugzeugen hätte.
Endlich, die dunkelhäutige Dame junge Frau mir gegenüber hat endlich eine Position zum Dösen gefunden, die einigermaßen bequem erscheint. Vielleicht hätte ich ihr sagen sollen, das es wenig alternativen zum Beine anwinkeln und Kopf auf die dem Mittelkorridor zugewandte Lehne gibt, wenn man auf ICE-T-Sitzen liegen möchte. Vielleicht hätte ich ihr bei dieser Gelegenheit auch gleich noch mal sagen können, das man Schuhe im Zug nur ausziehen sollte, wenn man nicht oder nur wenig zur Transpiration an diesem Körperende neigt.
Aber dazu war ich selber viel zu sehr mit dem Versuch beschäftigt, wenn schon nicht Schlaf , dann doch wenigstens ein paar Minuten Dämmern in diese Zugfahrt zu pressen. Klappt irgendwie nicht. Schreibe also wieder.
Ich sehe ein Flugzeug niedrig fliegen und die ersten Hochhäuser von Berlin sind auch im Dunst zu erkennen. Zeit, das Notebook zuzuklappen. Der Tag beginnt. Die Frage ist nur: Welche Überraschung hält er bereit?