Business und OSS

Glücklich scheint die Opensource-Gemeinde mit dem Deal zwischen Novell und Microsoft nicht zu sein. So schreibt das Sambs-Team im Announcement Samba Team Asks Novell to Reconsider:

The Samba Team disapproves strongly of the actions taken by Novell on November 2nd.

und

For Novell to make this deal shows a profound disregard for the relationship that they have with the Free Software community. We are, in essence, their suppliers, and Novell should know that they have no right to make self serving deals on behalf of others which run contrary to the goals and ideals of the Free Software community.

So im gedanklichen Hintergrund stellt sich mir jetzt die Frage, was wohl passieren würde, wenn das Entwicklungsteam eines wesentlichen Bestandteils der Umgebung einer der Grossdistributionen plötzlich die Lizenz entziehen würde. Als Gedankenspiel: Das Samba-Team zieht die Lizenz von Novell für Samba zurück. Zunächst einmal waere dadurch natuerlich Novell/Suse massiv betroffen. Viele Microsoft-Migrationsstrategien haben Samba als wesentliches Element. Das ganze geht aber noch weiter. Eine IBM ist beispielsweise für ihre Affinität zu Suse bekannt. Projekte würden sehr viel komplizierter werden, denn jetzt könnte beispielsweise eine Suse Samba nicht supporten.
Nungut … alles im Grunde nur Kleinigkeiten, aber wenn man das Bild etwas weiter spinnt, könnte man auch zu einem etwas unschönen Schluss kommen: Die Zeit der nebeneinander lebenden, sich zankenden, aber doch ganz gut vertragenden Hersteller von Distributionen dürfte vorbei sein. Äusserst schwergewichtige Spieler wie Oracle betreten das Feld und totgeglaubte Spieler stehen auf und erfreuen sich bester Gesundheit (Solaris).
Das heisst, das das Spiel sehr viel schwerer wird als bisher. Ja, ich glaube auch noch, das es eine zeitlang noch gross gehypte Migrationen von Solaris nach Linux geben wird. Man muss sich aber auch fragen warum: Meistens sind diese Migrationen vor 2 Jahren gestartet worden oder basieren auf zwei Jahren alten Studien, die heute niemand mehr hinterfragen mag, weil das womoeglich Konsequenzen für die Propagierenden haben wird. Wenn jetzt aber nicht mehr so einfach Umsatzwachstum genieriert werden im linuxfremden Markt, dann wird der Kampf in der Linuxsphere selber anfangen. Und dann wird mit genau den gleichen Bandagen gekämpft, wie es beispielsweise die kommerziellen Unixe schon länger machen. Ob diese Entwicklung allerdings von den Entwicklern von grossen und mehr oder weniger alternativlosen Opensource-Tools gutgeheissen wird beziehungsweise nicht zu Abwanderungen führt, könnte sich als eines der grossen Probleme der OSS-Welt in den nächsten Jahren herausstellen. Denn den wirklichen Test, wie sich OSS, GPL und shareholdervalue-Business-Bandagen vertragen …. dieser Test steht noch aus. Und das Announcement das Samba-Teams könnte da ein Vorgeschmack sein.