Vorurteile

Bahnfahren hat einen großen Vorteil: Es wird einem zwangsläufig offensichtlich, wie sehr man doch in seinen eigenen Vorurteilen verfangen ist.
Beispiel: Irgendjemand schnarcht ohrerschütternd. Nungut, es ist jener Zug der um halbb sieben Hamburg verlässt. Viele leute nutzen die anderthalb Stunden, um noch mal ein wenig Schlaf nachzuholen. Die eigenen Vorurteile sagen jetzt: Suche den dicken kahlköpfigen Mann kurz vor seiner Pensionierung oder Rente(also etwa das was ich in 30 jahren sein werde). Hmm, da ist einer … aber der liest Zeitung. Der Mitfahrer -auch schon etwas älter- gegenüber döst nur vor sich hin, er kann es auch nicht sein. Die ältere Dame, ja … scheint zu schlafen, aber die Richtung stimmt nicht. Wer zum Teufel vernichtet hier gerade die letzten Wälder in Norddeutschland. Es ist natürlich die Person, die die gemäß eigener Vorurteile, die Unwahrscheinlichste war. Hinter mir, junge Frau, knapp 20 bis 25 im momentan modischen Blasen- und Nierenentzündungslook. Chapeau. So laut kann ich nicht mal schnarchen, wenn ich mich bemühe.