Data Warehouse Nation

Wenn ich meine Kreditkarte benutze, dann hinterlasse ich Spuren. Nutze ich das Internet, hinterlasse ich Spuren. Verreise ich hinterlasse ich Spuren. Fahre ich mit dem Kraftfahrzeug über eine Autobahn, dann hinterlasse ich Spuren. An allen Ecken und Enden meines Lebens werden Informationsfragmente entzogen. Um uns herum entstehen grosse Datenmengen, die sich damit beschäftigen, uns in Zahlen zu fassen. Den Menschen und sein Leben,Lernen,Lieben,Konsumieren und Sterben in eine Vielzahl von Datenbanktabellen gefasst, um irgendwann schlussendlich in ein grosses Warenhaus der Daten zu diffundieren. Informationelle Selbstbestimmung ist mittlerweile ein ausgehöhltes Gut. Wenn ich die Anzahl der Leute sehe, die Ihre Adresse so freigiebig in den Spalt der Autos werfen, das sich als Gewinn verheisst, dann scheint es auch nicht wirklich ein erwünschtes Gut. Das was uns bisher davor schützte, das wir vollends glaesern wurden, war eine Gesetzgegebung, die die Privatsphäre eines Menschens zu oberst stellt. Die ein Verbot des hemmunglosen, anlassneutralen Datensammelns implizierte. Seit Jahren schon ist es den konserativen Kreisen in diesem Lande ein Dorn im Auge, das es Grenzen des Wissens für sie gibt. Das ihnen ein Blick in mein Privatsphäre untersagt ist. Sie untergraben diese an jeder Stelle, der sie habhaft werden können. Im Namen der Sicherheit. Im Namen des Fördern und Forderns. Im Nahmen der Gesundheit. Im Namen des Herrn. Wir verwandeln und zu einer Nation des Data Warehouse. Beraubt dem Recht, das nicht jeder alles wissen muss. Wir haben unsere Rechte geopfert. Weil an einem Septembermorgen 3000 Amerikaner gestorben sind. Nur: Wird sich daran wirklich etwas ändern? Sind Datensammlungen wirklich ein Mittel, um Menschen zu erkennen, die Sinistres hegen. Ist ein Muslim extremistisch, weil der ein Mahl ohne Schwein bestellt, oder ist er ein sich anpassender Schläfer, weil er ein Mahl unpassend zu seiner Religion bei seiner Flugbuchung wünschte.
Weiss ich, wann und wie ich für einen Algorithmus eine Gefahr bin? Ich werde es nie erfahren, denn das Wissen um die Parameter würde sofort diese Datenbank überflüssig werden lassen. Weil ich den Parametern ausweichen kann. Zu einem hohen Grad kann ich das sogar auch so. Weil die Algorithmen von Menschen geschaffen sind und so ihre Vorurteile tragen. So nützt eine Datenbank nichts gegen Gefahr. Das soll sie aber auch nicht. Das ist nur die Ausrede. Ich will keine Sicherheit gegen eine imaginäre Gefahr. Ich will Sicherheit gegenüber Menschen, die mich meiner Freiheiten berauben. Und das sind Menschen, die es ganz offen tun: Politiker, die dem Sammelwahn verfallen sind.