Totalversagen

Es ist eigentlich die Geschichte eines Totalversagens: Woran wir uns gewöhnt haben, ist ja das totale Versagen der Politiker, die grundgesetzlich verankerten Rechte zu schützen. Ich mag hier nicht von insgesamt totalversagenden Politikern sprechen, da sie in ihrem persönlichen Interessensystem wahrscheinlich durchaus vernünftig und effektiv handeln. Das Problem ist nur, ob sich deren Interessensystem mit dem unsrigen deckt. Ich hege da Zweifel. Das schlimmere Totalversagen (und hier reden wir von einem echten Totalversagen) tritt bei unseren Medien zu tage. Sie sind laengst keine vierte Macht des Staates mehr, sondern laengst das Sprachrohr einer Exekutive und Legislative. Vielleicht ist hier die momentane Situation der klassischen Print-Medien nur die gerechte Strafe dafür, eigentlich keinen Mehrwert zu bieten. Doch … einen Mehrwert haben Zeitungen … man kann in Ihnen den Fisch einwickeln aufm Wochenmarkt oder sie als Unterlage beim Pellen von Pellkartoffeln verwenden. Ich würde mir von der freien Presse ein unbedingtes und einheitliches Auftreten für eben jene Rechte wünschen, die sie erst möglich macht. Mir ist da gerade aber was eingefallen, vielleicht laesst sich diese ganze DNS-Zensurthematik sowieso ganz aushebeln. So wie ich das Verfahren verstehe, sollen die http-logs ausgewertet werden. Punkt ist also, wie verhindert man, das man ueberhaupt erst auf den Webserver zugreift, wenn es sich um ein System auf der Blockliste handelt. Vielleicht sollte man die Idee, die für SSL in Form von Perspektives schon verwendet wird, vielleicht einfach hierher uebertragen: Den Abgleich mit vertrauenswürdigen Quellen, ob die Antwort des gegebenfalls staatlich kompromitierten DNS-Servers mit der Antwort von vertrauenswürdigen DNS-Servern abfragt. Jetzt kann man sich fragen, warum man diesen Doppelabgleich machen sollte. Ist doch relativ einfach: En passant findet man heraus, was für Seiten geblockt werden, ohne auf diese zuzugreifen. Mann findet dadurch sehr schnell heraus, ob da nicht ploetzlich doch Seiten stehen, die nichts mit KiPo zu tun haben. Und ich bin mir sicher, das irgendwann auch mal ausgewertet wird, von welchen Nutzern garkeine DNS-Anfragen auf die staatlich kompromitierten DNS gehen, um dort schon mal den Anfangsverdacht irgendwelcher illegalen Aktivitäten zu unterstellen. Diese ganze Ding ist so stümperhaft, so ineffektiv, so leicht auszuhebeln. das ich mir gerade vorstelle, das das irgendein Politologe Frau von der Leyen diese Idee gesteckt hat, der sich darueber im Suff mit einem Informatiker (mit 15 Tequila intus) drueber unterhalten hat. Hoffentlich schämt sich letzterer heute. Vielleicht ist das sogar korrekt: Man meint ja, es wäre keine Zensur, weil es sich so leicht ausheben laesst. So schreibt Frau Griese in Abgeordnetenwatch:

Ich kann Ihre Argumentation nicht nachvollziehen. Wenn Ihre Behauptung stimmt, dass die geplanten Internet-Filter mit geringem Aufwand zu umgehen sind, dann wäre die These, damit würden Freiheitsrechte eingeschränkt, absurd.

Recht haben sie, es ist keine Zensur. Es ist aber der Einstieg zur Zensur, und das ist das Problem. Das hat Frau Zypries in jenem lichten Moment durchaus richtig bemerkt. Ich setze aber momentan meine Hoffnung ins Bundesverfassungsgericht. Wiedermal. Interessant das nicht vom Volke gewählte Vertreter die Interessen des Volkes vertreten müssen und das sogar besser machen, als die eigentlich dazu gewählten Vertreter.