Hörempfehlung: Sylvain Chauveau - Down to the bone

Wirklich grossartige Lieder erkennt man an einer Eigenschaft. Sie funktionieren in verschiedenen Gewändern. Sie ändern vielleicht ein wenig ihre Aussage, werden härter , werden verträumter, werden verspielter. Aber am Ende sagt man “Ja … das hätte auch das Original sein können”. Oftmals für eine Synthiepopband mit einem vornehmlich weiblichen Publikum gehalten hat Depeche Mode eine Reihe dieser Perlen geschaffen. Ich halte bis heute “Songs of Faith and Devotion” für eine der besten CDs der neunziger Jahre. “In your room” oder “Walking in my shoes” gehören definitv in meine Liste der Songs fuer die einsame Insel. Das die Musik von Depeche Mode auch in einem anderen Gewand funktioniert und diese in die Sphäre besonderer Musik ergebt, zeigt für mich eine CD die ich eher zufällig im iTMS gefunden habe: Sylvain Chauveau - Down to the bone. Es sind nicht nur Stücke aus der “Songs of Faith and Devotion”-Zeit auf dieser CD. Chauveau hat sich aus dem gesamten Katalog Stücke ausgesuch und diese dann neu interpretiert.
“Down to the bone” kann hier durchaus doppelt verstanden werden. Es ist nicht nur eine Zeile aus “Stripped”, sondern auch das, was diese Musik auszeichnet. Die Originale werden auf Ihr Skelett reduziert und in einen neuen , rein akustischen Körper eingebetet. Auch wenn die Instrumentierung teilweise vielleicht noch ein wenig bombastischer sein könnte (etwas Blech hätte nicht geschadet … Depeche Mode tritt Berlioz ;) ), so habe mir bei jeder Interpretation eben gedacht … “Ja, das hätte auch das Original sein können”. Und damit ist oben genannte Bedingung für grossartige Musik erfüllt.
Es ist genau jene Musik, die ich hören mag, wenn ich jetzt im Herbst aus meinen Fenster gucke und mich in Träumen verlieren möchte. Es ist vielleicht nicht die Musik, die man hören sollte, wenn Melancholie das letzte ist, was man momentan gebrauchen könnte. Mit Sicherheit ist es Teil des Soundtracks für diesen, für meinen Herbst.
Anspielempfehlung: Never let me down again, In your Room und Enjoy the Silence. Im Grunde aber die gesamte CD.