Hopihalidol

Wenn man unter der Wahrnehmung leidet, das das eigene Leben doch eine der schwersten und anstrengensten Herausforderungen ist, die es auf diesem Planeten gibt und alle anderen das nur nicht zu würdigen wissen, empfehle eine Reise auf die andere Seite dieses Landes. Und damit meine ich nicht Bayern. Das finde ich auch schlimm, aber das hat andere Gründe die eher damit zusammenhängen, das ich “nordisch by nature” bin und somit schon eine genetisch veranlagte Skepsis gegen Menschen habe, die eine kaum verständliche Ableitung des Deutschen sprechen und einen erheblichen Überlegenheitshabitus an den Tag legen. Aber Bayern denken wohl genauso ueber Menschen, die im Grenzgebiet zu Ostfriesland aufgewachsen sind.
Ich denke da jetzt eher an die Reise in das Deutschland, das es nicht gibt, oder es zumindest sehr gut verdrängt. Das ist ungefähr so wie der Untergrund in Futurama. Nur das man in diesem keinen Kanaldeckel aufmachen muss, um dorthin zu gelangen. Es reicht einfach so gegen 0 Uhr auf dem Rückweg von Freunden die S-Bahn zu wählen. Vielleicht war der gestrige Tag ein wenig extrem, aber das pulsierende Nahverkehrssystem dieser Stadt verwandelt sich mit zunehmender Annäherung an den Betriebsschluss in eine doch recht lehrreiche Veranstaltung, wie tief man sinken kann, wenn niemand da ist, der einen aufhalten könnte.
Da wäre der stark verwahrlosten Alkoholiker, der es problemlos schafft einen ganzen S-Bahnwaggon auszufüllen. Ich hätte stutzig werden sollen, als sich der ganze Waggon schlagartig leerte. Nase zu und durch. Weiterfahrt. Station Berliner Tor. Einen Bahnsteig gegenüber sieht man wie ein jemand sich kaum auf den Beinen halten kann und schwerfällig versucht den Waggon zu erreichen. Beim unvermeidlichen Stolpern über die Einstiegskante des Fahrzeuges verteilt er dementsprechend großflächig. Klassische Anzeichen einer Hopihalidol-Vergiftung.