Wir sind nicht Papst ...

Religion ist etwas Schoenes. Wenn man sich mit bestimmten Wahrheiten nicht einverstanden erklaert (beispielweise: nach dem Tod verfault man einfach … Ende … Aus), so kann es recht hilfreich sein, sich ein Gedankenkonstrukt zuzulegen, das einem die Angst nimmt es könnte tatsaechlich so sein. Ich komme offen gestanden ganz gut klar mit dem Gedanken, das ich irgendwann mal meine Betriebszeit überschreite und dann kompostiert werde, auch ohne Religion.
Aber egal … Religion ist etwas Intimes, Persoenliches. Jedes mal wenn man Religion zu mehr als einem Gedankenkonstrukt hochstilisiert hat und aus dem Bereich des Privaten gezogen hat, hat es in der Vergangenheit Aerger gegeben: Kreuzzuege, Religionskriege, Genozide, Ausgrenzung, Terrorismus .. you name it.
Ich habe bisher gedacht, das die saekularisierte bundesrepublikanische Gesellschaft Religion eben als ein Gedankenkonstrukt verstanden hat, aber die vergangenen Tage haben mich da eines besseren belehrt. Es wird bereits von der Überlegenheit des katholischen Glaubens geredet, auch wenn herr Rüttgers bereits zurueckrudert.
Woher nimmt man diese Überzeugung ? Weil die Gesellschaft in Deutschland gut funktioniert ? Nungut, als ich das letzte mal mich damit beschaeftigt habe, war ein sehr erheblicher Teil der bundesrepublikanischen Bevoelkerung protestantischen Glaubens. Neben einer Vielzahl von anderen Religionen. Sind diese denn nicht am Erfolgsmodell “deutsche Gesellschaft” beteiligt?
Koennte das deutsche Gesellschaftsmodell nicht vielleicht wegen der recht unreligoesen Menschen so erfolgreich sein. Und woraus leitet man Überlegenheit ab? Insbesondere wenn ich daran denke das das katholische Modell eine Reihe von Schwächen hat, die insbesondere dann offensichtlich werden, wenn sie ausserhalb Europas Anwendung finden (Auch auf die Gefahr hin, das ich mich wiederhole: Verhütung und Afrika). Und sollte man mit dem Wort Überlegenheit nicht insbesondere hinsichtlich unserer Vergangenheit vorsichtig sein. Überlegenheit einer Kultur zu postulieren erinnert mich an ganz dunkle Zeiten des Gesellschaftssystems in Deutschland, an die Zeit, an die keiner mehr gerne erinnert wird. Man möge es mir verzeihen, aber mir kam als erstes der Gedanke, das das fast wie “Am katholischen Wesen soll die Welt genesen” klang.
Wann begreift auch der Letzte, das es keine Überlegenheit einer Kultur, eines Gesellschaftssystems gibt. Eine Kultur entsteht aus den Umständen, in denen Menschen leben. Somit ist sie den Umständen angepasst. Entspricht sie diesen nicht mehr, wird sie über kurz oder lang von den Menschen verworfen und weiterentwickelt. Die katholische Kultur ist in Indien als genereller Maßstab genauso unangemessen wie die indische Kultur, wenn sie in Bayern allgemein Anwendung finden soll. Welche Kultur ist nun ueberlegen ? Mal ohne westliche Arroganz nachgedacht …
Und am Rande gefragt: Warum wird die politische Klasse jetzt christlich-religoes, kaum das ein Deutscher Papst geworden ist? Was aendert es für dieses Land, wenn ein Deutscher Papst wird? Hebt es ein Land hervor, das es einen Papst hevorgebracht hat? Oder ist es nicht viel eher das Ergebnis der Bemühungen des Mannes, der schlussendlich Papst geworden ist ? Und warum sind wir Papst? Ich fühle mich irgendwie so garnicht päpstlich. Ich bin nicht mal Mitglied in dem Verein. (Update: Gut kommentiert … Lummaland … inclusive dem Robert-Bild von wirres.net)