Die Desktops beim Arbeitsamt

Da regt sich der Spiegel darüber auf, das sich Arbeitsagentur Desktops mit vermutlich viel zu hoher Leistungsfähigkeit bestellt. Und in der Tat: Die Rechner scheinen in der Tat sehr üppig dimensioniert. 150 Punkte im Sysmark … das ist AMD Phenom II Quad-Core-Kaliber, wie Fefe auch auf seinem Blog anmerkt. Meine Vermutung ist ja, das die beim Arbeitsamt jetzt Rechenzeit vermieten wollen. ;) Oder in Zukunft im Grid aufwändige Risk-Analysis-Modelle rechnen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, das jemand noch Arbeit bekommt. Oder die Agentur rechnet damit, das man die nächsten fünf Versionen des Betriebsystems aus Redmond auf dem jetzt gekauften Rechnerpark betreiben muss. Nun ich würde mich über was ganz anderes aufregen als über die Rechner an sich. Ich hab das mal schnell überschlägig gerechnet und hoffe, das ich mich nicht irgendwie verhauen habe. 170.000 … gehen wir mal davon aus, das die einen durchschnittlichen Stromverbrauch von 100 Watt (das ist bei einem so leistungsfähigen System etwa der Stromverbrauch beim Idlen eines nicht untergevolteten Systems) haben. Es wird 8 Stunden, pro Tag gearbeitet. 100Wh*8 gleich 0.8kWh pro Rechner. Gehen wir weiterhin von 280 Arbeitstagen aus sind das bei 170.000 Desktops etwa 38 Gigawattstunden pro Jahr. Mal mit Thinclients gerechnet: Ein Ultrathinclient braucht etwa 4 Watt. 8 Stunden ergeben 32 Watt. 1.52 Megawattstunden pro Jahr. Gehen wir weiterhin davon aus, das wir pro Core einer Maschine 4 Workstations virtualisieren koennen. Gehen wir von 48 Cores aus (X4640 mit Istanbul) brauchen wir für die Gesamtumgebung 42500 Cores, entsprechend 885 X4640. Gehen wir mal davon aus, das jede Maschine den ganzen Tag das ganze Jahr läuft. Jede dieser Maschinen braucht etwa 900 Watt. Das macht im Jahr etwa 8.7 MWh oder auf die Gesamtpopulation von Servern gerechnet etwa 6,9 GWh. Also inklusive Thin Clients 8.5 GWh. Wenn man mit einem intelligenten System arbeitet, das beispielsweise ein neues System erst bei Auslastung aller laufenden Systeme via iLOM hochfährt und via Live-Migration auch versucht, Maschinen wieder leer zu räumen, um diese danach auszuschalten, kommt man auf noch bessere Zahlen. Wenn ich mit einer Laufzeit von 10 Stunden pro Server an 280 Tagen rechnet, bin ich bei 2.23 GWh für die Server und 3.75 GWh insgesamt. Es verbirgt sich hier also ein Einsparpotential von zwischen 29,5 GWh und 34,3 GWh. Auch mal schön zu rechnen: Geht man davon aus das ein solcher PC etwa 10 Kilogram wiegt, bedeutet das also 1700 Tonnen Elektronikschrott. Eine SunRay wiegt etwa 0.8 kg. 136 Tonnen Elektonikschrott plus 35t Elektronikschrott für Server (eine 4600 wiegt etwa 40kg). Also etwa 1500 Tonnen zusätzlicher Elektronikschrott bei einer Fat Client Lösung. Umweltschutz sieht anders aus. Bedenkt man dann auch noch, das oft alle 3 Jahre Desktops ausgetauscht werden, kommen noch ganz andere Müllberge zustande: Die SunRays sind bei Sun in Deutschland so etwa 8-10 Jahre alt und sind immer noch einsatzbereitb (keine Platten, keine Lüfter). In der Zeit hätte ich dreimal die Desktops getauscht, also 5100 Tonnen Elektronikschrott erzeugt. Gegen wir davon aus, das wir dafür aber 3 mal die Server getauscht, die UltraThin-Clients auf den Schreibtisch stehen gelassen hätten. Macht nur 241t Elektronikschrott. Bei anderen Thin-Client-Lösung hätte es wahrscheinlich nicht extrem viel schlechter ausgesehen. Viele Firmen denken heute ueber Virtualisierung von Desktops nach … wäre vielleicht auch bei der BA eine Alternative gewesen.