Liebe Headhunter, ...

ich weiss, vielleicht werde ich irgendwann diesen Artikel bereuen. Dann nämlich, wenn irgendwann Sun entscheidet, das sie mich nicht mehr haben möchte. Aber für mich gilt momentan das hier und jetzt und nicht das irgendwann. Ich weiss auch, das ich vielleicht bei der wirtschaftlichen Situation da draussen froh sein sollte, das mich überhaupt Headhunter anrufen, und dieser Artikel vielleicht daher etwas überheblich klingt. Ich habe diesen Artikel vor circa einem Monat geschrieben, ihn aber dann doch nicht veröffentlicht, aber jetzt habe ich wieder so eine Mail im Postfach. Ganz offen: Mich nerven diese Anrufe ein wenig. Und zwar aus einem ganz bestimmten Grund. Headhunter sind Dienstleister. Sie stellen die Verbindung zwischen einer Firma und einem Kandidaten her. Dafür bekommen sie Geld. Vor allen Dingen einen gute Vorauswahl zu treffen. Damit keine der beiden Parteien, die daran sonst noch beteiligt sind, bereits nach kurzer Zeit das Gespräch als vergebene Zeit ansehen. Ich glaube aber, das gerade das irgendwie oft nicht stattfindet, und wenn dann wieder eine Mail ins Postfach flattert, man auf 10 Meter erkennt, das da anscheinend nur eine Stichwortsuche stattgefunden hat und sich nicht mit dem befasst hat, was der Mensch macht, was diesen Menschen wohl bewegen könnte. Ich als Angesprochener komme mir da verarscht vor. Und der Kunde des Headhunter sollte ebensolches tun. Der Punkt ist doch: Gerade von mir sind viele Informationen über das verfügbar, was ich mache, was mich wohl interessieren kann. Also, lieber Headhunter, wenn Du mich anschreibst, wäre es gut, wenn Du die Informationen, die offen im Netz über mich rumliegen, zumindest oberflächlich gelesen hättest. Es ist ja nun nicht so, das wenig über mich im Netz zu finden ist. Ich denke man kann da recht gut dran sehen, was mich interessiert, und was eben nicht. Ich weiss, meine Seite auf Xing ist nicht Headhunter-optimiert. Aber auch da sind jede Menge Links, die einen Einblick geben in das was ich den lieben langen Tag mache. Für viele andere Leute sieht das doch nicht anders aus. Viele von uns ITlern hinterlassen heute Spuren im Netz. Oftmals vielleicht sogar zu viele. Im Grunde ist das ein guter Fundus, um sich vorab ueber den Menschen zu informieren. Es wird immer davor gewarnt, zuviel in Facebook, zuviel in den ganzen Businessportalen zu schreiben. Ich frage mich da teilweise: “Warum eigentlich … liest anscheinend doch eh keiner?” Headhunter müssen glaube ich schon ein bisschen mehr für ihr Geld leisten, als mit der Schrotflinte in Xing zu schiessen und einfach mal zu gucken, wer nicht sofort mit “Nein” antwortet. Und ich glaube, die Kunden erwarten auch mehr. Vielleicht kann man sich dann auch vorstellen, das eine Position, die nur Presales in Niedersachsen beinhaltet, vielleicht nicht wirklich interessant ist, auf jeden Fall aber keine Top-Position ist. Es ist nicht so, das ich Veränderungen gänzlich unabgeneigt bin. Wer das behauptet flunkert, oder ihr oder ihm gehört die Firma in der sie oder er arbeitet. Ich bitte aber zu verstehen, das ich die Latte sehr hoch hänge, da ich trotz allen Widrigkeiten wie beispielsweise dem Oracle-Kauf nebst EU-Untersuchung oder wiederholten Stellenabbauten sehr gerne für Sun arbeite. Um mich zu überzeugen, woanders anzufangen muss die Firma sehr sehr interessant sein. Oder das Büro irgendwie an der Themse oder am East River ist ;) Liebe Grüsse
Euer Jörg