Musik

Ich habe eine ziemliche Vorliebe für sehr melodramatische Musik. Also sagen wir mal für Musik, die die implizierten Empfindungen nicht grammweise herausgeben (oder gar komplett vorbeilaufen, wie es bei der kommerziellen Musik moderner Machart leider zu oft üblich ist), sondern doppelzentnerweise durch die Lautsprecher blasen. Wahrscheinlich merkt man erst durch solche Musik, das man durch die ganzen Abstumpfungen des Lebens sich immer noch eine Seele erhalten hat, die ansprechbar ist. Es zieht sich ohnehin durch Leben, das die Seele, die Gedanken und die Empfindungen immer weiter in Beton gegossen werden, um sie von aussen abzuschirmen. Der Beton besteht dann aus Unnahbarkeit, Distanz, den Prozacs dieser Welt oder auch der angefressenen Wampe. Ich will das nicht. Ich will nicht zu diesen versteinerten Menschen werden, die sich für lebendig halten, obwohl sie innerlich längst tot sind. Ich will nicht zu jenen Menschen gehören, die sich durch immer schlechtere Fernsehunterhaltung, immer schlechtere Musik, immer schlechtere Filme in ihr Schicksal fügen, und widerspruchslos sich zu Ameisen machen lassen. Gleichgeschaltet in Gedanken, Konsum und Leben. Und ich glaube dafür brauche ich diese Musik: Um durch die Ablagerungen der Realität immer noch noch zu merken, das innen drin immer noch die gleiche Seele und das gleiche Kind vorhanden ist, das auch vor zwanzig Jahren in mir steckte. Sozusagen um gelegentlich den Plaque dieser Welt abzusprengen.