Weg aus der Flugangst

Ich habe ja vor einigen Tagen versprochen, das ich darüber schreibe, wie ich meine Flugangst verloren habe, wenn ich Freitag in den Flieger steige. Ich bin geflogen, also schreibe ich hier über meine Flugangst und wie ich diese überwunden habe. Vorgeschichte
Vielleicht sollte ich damit anfangen, wie ich ueberhaupt zu dieser Flugangst gekommen bin. Mir war ja schon immer ein wenig Unwohl, wenn ich geflogen bin. Geflogen bin ich trotzdem: Auch Langstrecke. Ich war in Singapur, ich war in Boston, ich war in San Francisco. Aber vor ein paar Jahren stand ich am Terminal im Hamburg und konnte keinen Schritt mehr weitergehen. Ging einfach nicht. Die Beine wurden weich. Ich bin dann zurück nach Hause gefahren und habe mich am meisten über mich selbst geärgert. 1. Geistiges Klarkommen ist angesagt!
Ich habe im Laufe der letzten Jahre mit einigen Leuten gesprochen, die ähnlich starke Flugangst hatten. Eine Gemeinsamkeit gab es immer, irgendwie hatten wir alle eine ziemliche mentale Macke. Depressiv, fatalistisch oder irgendeine andere “ist doch alle Scheisse”-Ansicht. Bevor man anfängt, an das Flugangst-Problem heranzugehen, sollte man erstmal dafür sorgen, das man mit sich selbst, mit seinem Leben und seinem Umfeld klarkommt. Wie ich schon schrieb. Geistiges Klarkommen ist angesagt. Wenn ihr depressiv seid, geht zum Doc. Wenn ihr mit eurem Leben unzufrieden seid, ändert es. Aber versucht nicht zuerst die Flugangst zu beseitigen, denn es ist nur ein Symptom. So war es zumindestens bei mir und bei vielen anderen. Wer sowieso schon zuviel grübelt, grübelt auch darüber, was bei einem Absturz passieren könnte. Und je besser die Phantasie, desto schlimmer. Also: Leben in den Griff bekommen. Klarkommen. Ist sowieso gut. 2. Beschäftigt euch mit der Fliegerei!
Mir hat geholfen, die kompletten Zusammenhänge der Fliegerei zu erlesen. Warum Flugzeuge oben bleiben. Warum es widernatürlich wäre, wenn sie am Ende der Startbahn nicht abheben würden. Wie Flugzeuge getestet werden. Dann weiss man auch, das das bisschen Biegen der Tragflächen, das man normalerweise sieht, Kleckerkram demgegenüber ist, womit man die Maschinen testet. Aber auch: Unter welchen Bedingungen sie abstürzen, warum sie abgestürzt sind, und was danach passiert ist. Es ist faszinierend, wie viel Aufwand getrieben wird, damit Unfälle nicht zweimal aufgrund der gleichen Ursache passieren. 3. Setzt Euch ein Ziel!
In der Zeit vor meiner Flugangst war ich einmal in San Francisco. In diese Stadt habe ich mich binnen kuerzester Zeit verliebt. Ich wollte dahin zurück. Das geht aber sinnvollerweise nur per Flugzeug. Das hat mir geholfen, das Problem in Angriff zu nehmen. Der Mensch ist ein risikophobes Tier, wenn er keinen Nutzen daraus hat, sich mit einem gefühlten Risiko zu beschäftigen, tut er es nicht. Das Ziel ist sozusagen der Tritt in den Hintern, sich endlich mal zu bewegen. 4. Nutzt die Möglichkeit des Vorabend-Checkins
Der Vorabend-Checkin ist eine tolle Erfindung. Besonders auf den ersten Flügen, wenn man sich mit seiner Flugangst auseinandersetzt. Am Abend vorher zum Flughafen fahren. Einchecken. Und wieder nach Hause fahren. Vielleicht vorher noch auf die Besucherterrasse setzen und einfach den abhebenden Flugzeugen zugucken. Am nächsten Morgen kann man dann kurz vor knapp zum Flughafen fahren. Man muss nicht lange vorm Flug da sein und sich damit in einem Gebäude aufhalten, das man eigentlich mit Angst verbindet. Man sollte schon im Flugzeug sitzen, bevor man richtig ins Grübeln kommt. Bei meinem Erstflug nach der grossen Panik hatte ich das so arrangiert, das ich noch nicht mal richtig wach war, als die Maschine abgehoben ist und eigentlich noch so halb im Land der Träume war. 5. Auf den ersten Flügen bekannte Fluglinien nehmen
Tut euch einen gefallen, und fliegt am Anfang nicht gleich mit einer unbekannten Charterlinie. Fliegt mit einer guten Fluglinie. Die Ihre Flugzeuge in Schuss halten und sehr risikoscheu sind. Also Lufthansa. Germanwings ist auch sehr gut. Aber nicht irgendeine Fluglinie bei der selbst gestandene Flugprofis erstmal schlucken. 6. Auf den ersten Flügen einen Jet nehmen!
Mit Turboprops zu fliegen ist genauso sicher und bequem wie mit Jets. Dennoch sagt einem das Gefühl, das Jets besser sind. Das ist zwar Quatsch, aber ist eben ein Gefühl. Man sollte sich aber diesem Gefühl nicht widersetzen. Also am Anfang erstmal auf Verbindungen fliegen, die mit Jets beflogen wird. Jedes Reisebüro wird einem sagen koennen, mit welchem Gerät eine Linie beflogen wird beziehungsweise man kann es im Internet nachgucken. 7. Ein Hinweis für den Flug: Turbulenzen sind nichts schlimmes
Turbulenzen liegen in der Natur der Sache des Fliegens. Auch wenn es fürs Auge so aussieht ist Luft keine homogene Masse, die stets gleichförmig vorhanden ist. Das Flugzeug wackelt dann, aber das ist es dann auch. Eine trainierte Crew versucht sie trotzdem zu vermeiden, weil sie einfach unbequem sind. Und wie sagte ein Lufthansapilot auf dem Flug nach Frangfurt: “Leider verzoegert sich durch die Gewitterwolken die Landung in Frankfurt, da alle Flugzeuge darum geleitet werden. Durch eine Gewitterwolke fliegen nur Tätowierte”. Und ausserdem: Solange die Saftschubsen ihren Saft schubsen, kann nichts schlimmes im Gange sein. Denn die Flugbegleiter und -begleiterinnen sind wesentliche Pfeiler im Rahmen der Flugsicherheit. Wenn etwas passieren würde, würden sich die garantiert nicht darum kümmern, ob die Gäste stilles oder lautes Wasser haben möchten. Das wars erstmal von mir. Die genannten Punkte haben mir sehr geholfen. Your milage may vary.