Reisen mit den Lufthanseaten

Wer eine Reise tut, kann viel erleben. Da habe ich jetzt gerade knappe dreieinhalb Stunden Bahnfahrt hinter mich gebracht und mit jedem Kilometer den ich zurückgelegt habe, bin ich immer angefressener geworden. Als ich in Frankfurt in der Bahn.Comfort-Lounge gesessen habe war ich ja von der Situation irgendwie noch amüsiert. Mittlerweile habe ich mir das ganze aber mal durch den Kopf gehen lassen. Dreieinhalb Stunden geben einem ja durchaus etwas Gelegenheit zu. Was ist da heute passiert? Irgendwie hat die Lufthansa es heute geschafft, den letzten Müllhaufen als Maschine hinzustellen. Reifen wechseln, Drucksensoren im Eimer. Und fünf Minuten vor dem nominellen Abflug habe ich da noch Leute mit dem Staubsauger durch die Maschine gehen sehen. Waehrend wir dann so auf der Parking Position auf dem Vorfeld stehen fällt auch noch die Klimanlage aus, was bei 25 Grad draussen sehr schnell die 40 Grad im Flieger erreichen laesst. Ist ja alles noch erträglich. So irgendwie. Dann aber bis fast nach Berlin zu fliegen und sich dann dafür zu entscheiden, wieder umzudrehen und nach Frankfurt zu fliegen, erscheint mir irgendwie die allerschlechteste Entscheidung zu sein. Ich begrüsse die Entscheidung, des Piloten mit maximaler Sicherheit wieder landen zu wollen. Aber warum nicht nach Hamburg umleiten? HAM 15/33 ist 3660 m lang. Nur 340m kuerzer als Frankfurt. Und von dort aus waere man mit dem Hamburg-Berlin-Katapult sehr zuegig in Berlin gewesen. Aber die Lufthansa tut so, als wuerde man nur aus Jux und Dollerei nach Berlin wollen, und wenn der Flieger eben nicht geht, okay … dann bleibt man halt in Frankfurt. Das die Welt ein wenig anders aussieht, ist vielleicht noch nicht ganz durchgedrungen. Was ich dann allerdings für das allerletzte halte, ist die Behandlung, wie man nach einer solchen Tour mehr oder weniger in Frankfurt gestrandet ist. Gehen sie doch an Gate Sowieso. Was nur leise erzaehlt wird, ist die Tatsache, das auch dieser Flieger schon eine irrsinnig lange Warteliste hat. Auf die Frage, ob man nicht nach Hamburg umgebucht werden kann, um 15 Uhr die Antwort “Ich kann ihnen etwas um 21:55 anbieten” ist nicht wirklich eine Option. Apropos Option: Genau das ist es, was man erwirbt. Man erwirbt durch den Ticketkauf nicht etwa den Transport von A nach B zum Zeitpunkt C, sondern eine Option auf einen Transport, auch wenn eine entsprechende Verbindung gebucht worden ist. Wenn ich das Flugverkehrswesen richtig begreife, verpflichtet sich aber die Fluggesellschaft nicht dazu, diesen gewünschten Transport auch auszuführen. Und den Kräften am Schalter ist es auch herzlich egal, ob man nicht mehr aus A wegkommt, weil vielleicht alle Flüge ausgebucht sind. Ich weiss jetzt auf jeden Fall, warum so viele Menschen darauf scharf sind, moeglichst schnell Statuskunde zu werden. Als Flugneuling hat man in der Welt der Fliegerei ungefähr den Wert von zu transportierenden Vieh. Die Leute zu einem Gate zu schicken, wo der Mitflug nur durch Warteliste gesichert ist, ist zynisch. Verwundert es da, das jeder gerne so schnell wie moeglich den Status erreichen will, als Zuchtvieh behandelt zu werden? Die Senatoren, FTLs sowie Business Class Kunden waren schon samt und sonders umgebucht, bevor sie die gestrandete Maschine verlassen hatten. Ich werde mich jetzt noch mal ein wenig in die Rechtslage einlesen und mich dann am Montag bitterboese beschweren. Vielleicht ist bis dahin auch meine Laune so, das ich nicht mehr irgendjemand durch den Telephonhoerer ziehe.