Dicke Frauen aus Japan

In Japan gibt es auch dicke Menschen. Naja, ist ja auch klar, warum sollte ausgerechnet dieses Land von der Geissel der Adipositas ausgenommen sein. Ausserdem, Sumo-Ringer sind ja auch in professioneller Art und Weise ein wenig aus der Form geraten. Aber es ist doch interessant, welches Bild in einem wächst, wenn man laufend von den Stereotypen beeinflusst wird, die einem durch Anekdoten und Fernsehen eingetrichtert werden. Das Bild ist dann ja ungefaehr so: Japanische Männer haben alle eine Macke, weil sie sich nach Feierabend und einem gepflegten Karaokesakebesäufnis erstmal eine frische benutze Mädchenunterhose aus einem Automaten ziehen. Japanische Frauen laufen den ganzen Tag im Kimono rum und servieren Tee und japanische Mädchen hängen nur in Schuluniform rum und haben ständig Fenster in ihren grossen Augen. Auf jeden Fall aber immer klein und zierlich.
Nun muss man zur Ehrenrettung der Deutschen sagen: Wahrscheinlich denkt ein Grossteil aller Japaner auch, das wir in Schloessern wohnen, unsere bevorzugte Ernährung aus Sauerkraut und Schweinshaxen besteht und ansonsten nur in Lederhosen rumrennen (okay, es gibt von mir ein Photo in Lederhosen, aber da war ich zwischen drei und vier und das Bild ist mir heute schwer peinlich. Ich hoffe, das ich das irgendwie bis zum nächsten “Meet the Parents” aus der elterlichen Photoschublade entfernen kann). Und ansonsten Bier zum Frühstück, zum Mittag und zum Abendessen trinken. Pfeif auf Farbfernsehen, Relativitätstheorie, Computer und Kernspaltung. Das erste, auf das man angesprochen wird, wenn man im ferneren Ausland sagt, das man Deutscher ist, ist Rammstein und Bier. Und wenn man auf ganz besonders dumme Menschen trifft, dann wird noch ein Österreicher gegruesst. Aber das ist sehr selten.
Das Stereotyp mit den photographierenden Japanern habe ich weggelassen. Seit dem es Digitalkameras und Flickr gibt, ist das zu einer weltumspannenden Seuche geworden. Pandemische Flickritis sozusagen.(Die einzig wirkliche Pandemie, auch wenn man uns andauernd versucht einzubleuen, das uns demnächst eine vom Himmel gefallene Ente alle töten wird. Aber das ist eine andere Geschichte)
Wenn man dann ins andere Land kommt, ist man dann total enttäuscht, das die Menschen dort total normal sind … nahezu obzön normal. Anders zwar, aber normal. Die gleichen Sorgen, die gleichen Wünsche, die gleichen Probleme. Und da gerade die Welt in Deutschland zu Gast ist, sieht man dann auch, das es in Japan dicke Mädchen gibt. Denn ein solches Exemplar raubt mir gerade den Platz auf meiner Seite der Lehne im Zug.