Wikipedia und Public Key Kryptographie

Wann immer im Internet ein Dienst öffnet, der seinen Inhalt aus der Zusammenarbeit vieler sich unbekannnter Menschen bezieht, so hat man mit dem Problem der Hohlhupen-Quote zu tun. Das bedeutet nichts anderes, das sich in dieser Gruppe mindestens 10 % befinden, die absichtlich den Dienst stören oder schlicht durch Inkompetenz Beiträge schreiben, denen man aus fachlicher Sicht nicht vertrauen kann.
Vertrauen ist vielleicht auch schon das passende Wort. Die Wikipedia definiert Vertrauen wie folgt:

Vertrauen ist die subjektive Überzeugung (auch Glaube) der Richtigkeit bzw. Wahrheit von Handlungen und Einsichten eines anderen oder von sich selbst (Selbstvertrauen). Zum Vertrauen gehört auch die Überzeugung der Möglichkeit von Handlungen und der Fähigkeit zu Handlungen.

Kenne ich eine Person nicht direkt, so kann ich ihr eigentlich nicht Vertrauen. Mir fehlt jede Datengrundlage, um ein solches Vertrauen zu haben. Das viele Menschen dennoch an der Vertraubarkeitsvermutung festhalten liegt eher daran, das viele immer noch an das gute im Menschen glauben.
Am Beispiel der Wikipedia: Wie kann ich den Menschen vertrauen, die dort Texte einstellen, das diese auch korrekt sind. In der Natur der Wikipedia liegt es, den Menschen ersteinmal zu vertrauen. Vertrauensverstöße werden durch die Gruppe durch Löschung geahndet, also durch Peer-Review, der allerdings auch in boesartiger Art und Weise ausgeübt werden kann.
Was bei der Wikipedia fehlt, ist die Integration des Begriffs “Vertrauen” in den Prozess der Inhalsgenrierung. Eine Instanz, die mir die Möglichkeit gibt, zu prüfen ob ich jemanden vertrauen kann, ohne ihn zu kennen. Unabhängig davon, ob ich nun von einem Thema soviel Ahnung habe, das ich das abschätzen kann, ob ein Eintrag richtig ist, oder die s chreibenden Personen nun so gut kenne, das ich Ihnen vertraue.
Ich glaube, der Schlüssel zu diesem Problem ist ein auf public key cryptograpy basierendes Netzwerk des Vertrauens. Eine Reihe von Menschen sind Kern dieses Netzwerkes, diese vertrauen wiederum anderen Menschen und drücken dieses Vertrauen durch eine Signierung des öffentlichen Schlüssels aus, diese vertrauen wiederum anderen und so weiter und so fort.
Gleichzeitig kann durch Key Revocations das Vertrauen gegenueber einem Teilbaum des Vertrauensnetzes entzogen werden. PKI bietet dazu entsprechene Mechanismen.
Es wäre jetzt eine Idee, nur solchen Personen direkten Schreibzugriff zu ermöglchen, die über einen Key verfügen, den ein bestehendes Mitglied des Vertrauennetzes signiert hat, oder in der Umgangssprache: dem jemand vertraut. Änderungen oder Einträge, die dieser Bedingungen nicht entsprechen, werden nicht in die aktuelle Seite eingepflegt sondern als “ungesicherte Änderung” getrennt davon gesichert. Erst wenn jemand aus dem Vertrauensnetzwerks mit einem gültigen Key die Änderung signiert, wird diese in den Hauptteil übernommen und bekommt den Status einer “gesicherten Änderung”.
Man kann das ganze sogar noch weitertreiben, und externes Vertrauen in die Artikel einweben: Wissenschaftlerin XYZ signiert mit ihrem durch ein Trustcenter signierten Key wiederum einen Artikel in der Wikipedia. Dadurch wird der Wikipediatext Bestandteil des wissenschaftlichen Diskurses, da ein Mitglied des wissenschaflichen Betriebes signiert und ihre Zustimmung zum Geschriebenen ausgedrückt hat.
Halbgare Lösungen wie das Änderungsverbot für die 10% neuesten Accounts oder ähnliches werden damit unnötig. Diese Lösungen sind zu leicht zu umgehen, als das sie effektiv sind.