Flugangst - Geistiges Klarkommen

Nun hat man sich also ein Ziel gesetzt. Man will fliegen. Es ist der erste Schritt und jede Reise beginnt mit einem solchen. Doch im Flugzeug sitzt man damit noch lange nicht.
Ich bin durch meine Flugangst zu dem Schluss gekommen, das diese eine Art der Hypochondrie ist. Ein Hypochonder hoert auf auf die kleinsten Signale seines Koerpers (etwas das er nicht wirklich versteht), hat irgendwann das gesunde Verhaeltnis zu seinem Koerper verloren und hat schlussendlich Angst vor dem Tod. Jemand, der Flugangst hat, hoert auf die kleinsten Signale des ihn transportierenden Flugzeugs (wovon er noch weniger Ahnung hat), hat irgendwann das gesunde Vertrauen ins Fliegen verloren und hat schlussendlich Angst vor dem Tod. Wie man sieht, hoert sich das doch recht aehnlich an. Ich waere sogar geneigt zu sagen, das Flugangst die Hypochondrie des global mobilen Zeitalters ist. Benutzt man dieses Konstrukt zur Erklaerung von Flugangst, wird ein ganz wesentlicher Schritt offensichtlich, den man auf dem Weg zum nächsten Flug gehen muss: Geistiges Klarkommen ist angesagt. Nicht zu denken, das dieses Flugzeug nur dazu da ist, euch in den Tod zu werfen, da es schlecht gewartet ist … das da vorne im Cockpit selbstmordgefährdete Säufer sitzen, die sich nicht darum scheren, das sie heil wieder zurueck kommen. Dieses sind so Vermutungen, die ich von mir selber kenne aber auch von Leidensgenossen gehoerte habe. Die Frage ist doch: Denkt man das selbe, wenn man ins Auto steigt? Da kurven hunderttausende schlecht ausgebildete Fahrer und zigtausende Betrunkene und tausende verkehrsgefärdender Wagen herum, und trotzdem denkt man nicht so. Man sollte sich das vor Augen führen, und dabei mal sein Gehirn von solchen kruden Denkansätzen befreien. Flugangst ist nicht durch eine besondere Gefährlichkeit ausgeloest, sondern nur weil man glaubt, es wäre besonders gefährlich und man andere Fortbewegungsformen für sicherer hält. Wahrgenommene Unsicherheit und Sicherheit … und beide Male liegen wir falsch. Flugangst hat sehr viel mit Ängsten, Fehlwahrnehmungen und wirklich unsinnigen Gedanken. Wie Hypochondrie eben. Basierend auf gedanklichem Ballast, den man mit sich trägt. Ich habe auf dem Weg, wieder zu fliegen, einiges an gedanklichen Ballast abgeworfen. Hat einige Zeit gedauert, aber es half … nicht nur bezüglich meiner Flugangst. Ich bin zwar immer noch merkwürdig, aber ich fliege wieder … Wem das zu langsam geht oder einfach keine Lust darauf hat, an sich zu arbeiten, sollte zum Arzt gehen: Die pharmazeutische Industrie bietet in Form von Antidepressivas eine ganze Reihe angstlösende Medikamente an. Da ich ohnehin glaube, das die Flugangst nur eine Facette von Ängsten ist, mag das vielleicht sogar ingesamt keine schlechte Idee sein … aber das sprecht bitte mit dem Psychologen/Neurologen/Hausarzt eures Vertrauens durch.