Ich liege wieder früh wach. Es sind noch zwei Tage. Gestern habe ich es endlich geschafft, das Schutzblech ans Rad zu montieren. Ich muss an einer Stelle heute noch mal mit Loctite (blau, das wird heute ein farbiger Artikel) das Schutzblech daran hindern, sich während der Fahrt einfach von dannen zu machen.

Gestern ist mir siedend heiss eingefallen, das ich meine Kette noch umölen muss. Das momentane Öl würde den Kontakt mit dem erwarteten Regen keine fünf Minuten aushalten, bevor es von der Kette geschwemmt wird. Ich verwende seit einiger Zeit Kettenöle von MucOff. Bisher sehr gute Erfahrungen damit gemacht. Ich würde mir nur wünschen, das die Verpackungen nicht so sehr nach Gleitmittel für den menschlichen Bedarf in ganz und gar erfreulichen Situationen aussehen würde und weniger stark duften wäre. Und ja, ich bin mir sicher, das das Öl fürs Fahrrad gedacht ist.

Deren Tubeless-Dichtmilch ist übrigens soweit ich richtig gelesen habe pink. Das ging mir dann entschieden zu weit. Insbesondere da ich schon mal Opfer eines apokalyptischen Tubeless-Burps geworden bin. Das weitflächige Rausrülpsen des Reifens von weißer Dichtmilch sieht schon schlimm genug aus. Das auch noch in Pink zu risikieren ging mir eindeutig zu weit. Leider gibt es ja (glaube ich) keine schwarze Dichtmilch.

Apropos Farben: Morgen ist finaler Packtag. Ich habe mich jetzt doch dafür entschieden, einen kleinen Fahrradrucksack mitzunehmen, den ich mir gestern noch mit einem Geburstagsgutschein meiner Geschwister gekauft habe.

Ich habe es am Ende eingesehen: Solo-Radreisen haben den ganz entschiedenen Nachteil, das man alles selbst transportieren muss, nichts auf ein zweites oder weiteres Rad verteilen kann, was man gegegenenfalls nur ein mal braucht (Luftpumpen bspw). Es bedeutet aber auch, das niemand aufs Rad aufpassen kann. Also darf nichts von Wert am Rad verbleiben, wenn man es irgendwo anschließt. Ich wollte eigentlich auf einen Rucksack verzichten, aber es geht einfach nicht.

Der Rucksack ist wieder in einer für mich ungewöhnlichen Farbe. Nicht neon, nicht magenta, aber wer meine sonstige Garderobe kennt, weiss das diese normalerweise keine Farben kennt, sondern nur Graustufen. Mein Kleiderschrank ist so eher Atari ST oder Mac Classic, nicht Amiga. Aber ich bin zu dem Schluss gekommen, das das beim Radfahren einfach zu gefährlich ist. Jörg gibt es jetzt halt notwendigerweise auch in Farbe und bunt … und mit einem grünen Rucksack.

Da ich länger unterwegs bin, bin ich gerade bei jene Dinge zu erledigen, die nicht warten können, bis ich wieder zurück bin. Hecke schneiden beispielsweise. Ich mag die Hecke eigentlich überhaupt nicht schneiden, weil sie voller Vögel ist, die darin nisten. Aber zumindestens gelegentlich muss ich mich darum kümmern, das diese den schmalen Weg an dem sie steht nicht völlig überwuchert. Verkehrsicherungspflicht. 

Ich kann mich also auch nicht mit dem Rückschnittverbot rausreden.

Dies ist insbesondere wegen einer blöden Idee vor wenigen Jahren notwendig.Ich mag Brombeeren. Meine Brombeermarmelade aus eigenem Garten ist recht anständig, was aufgrund der zuckerverarbeitenden Industrie auch nicht so schwer ist. Ich habe mal einen Brombeerbusch gepflanzt in der Nähe dieser Hecke. Als mir mein Fehler klar wurde, den ich als Landkind eigentlich gekannt, nur unterschätzt habe, hatte sich die Brombeere in der Hecke völlig festgesetzt und seit dem zeigt mir diese verdammte Pflanze jedes Jahr wieder, das es nahezu unmöglich ist, sie wieder loszuwerden.

Vielleicht ist das die Strafe dafür, das ich meinem Nachbarn vor etwa 8 Jahren nicht einige Triebe der Brombeerpflanzen gegegeben habe (habs einfach vergessen). Vielleicht war das aber auch meine gute Tat fürs Karmakonto in jenem Jahr. Vielleicht wusste er nicht, was er da wollte.

Ganz ehrlich: Es gab in meinem Garten eine Stelle, in der ich die Natur noch mehr hab laufen laufen lassen, als anderswo. Weil man sie ehrlich gesagt kaum gesehen hat. Ich habe diese Ecke an einem Wochenende letzten Monat zurückerobert. Mir wurde wieder schlagartig klar, warum Dornröschen so lange geschlafen hat. Der Ritter hatte definitiv keine Erfahrungen mit Brombeeren im eigenen Garten oder hat das seine Lakaien machen lassen. Sonst hätte er sie einfach schlafen lassen.

Ich versuche momentan, sie einfach diese Pflanze nur davon abzuhalten, sich auf dem Weg einfach eine Radfahrer:In zu schnappen, in dem sie sich auf diesen schmalen Weg ausdehnt, sich durch mehrere Schichten einer Goretexmultifunktionsübergangsregenjacke reisst und die Person vom Rad holt. Und ein solcher Tag, um dies zu unterbinden, war gestern. Zum Protest allerlei Vögel.

Meine Pelletheizung muss auch noch sauber gemacht werden, bevor ich los fahre. Sie ist deutlich unanfälliger , deutlich unauffälliger geworden, deutlich weniger nervend, seit dem ich die Brille aus der Transportspindel operiert habe (siehe meinen 2023 Rückblick). Manchmal konnte ich kein Wochenende weg, ohne das ich einen Anruf erhalten habe, das irgendwas nicht funktioniert. Das hat sich erledigt. Ich hoffe nur gerade durch diese Zeilen nichts heraufbeschworen habe.

Ich muss mich wenigstens nicht um Housesitting kümmern, in zwei der Wohnungen in meinem Haus, wohnt Familie. Das macht vieles deutlich einfacher. Ich muss nur noch die Fahrradwerkstatt in meinem Wohnzimmer auflösen. Zum einen könnte sich mein Staubsaugerroboter alleingelassen versucht fühlen, sich mittels des Werkzeug, Möbelteilen und Computergehäusen sich in der unbeobachteten Zeit in einen menschenunterjochenden, synthetischen Tyrannen zu verwandeln (ich habe zu viele TNG/VOY/DS9-Folgen gesehen, um mir des Risikos nicht bewusst zu sein). Ich werde ihm wohl besser das WLAN abdrehen …. nicht das sich der Roboter des Nachts mit irgendeiner “KI” in Verbindung setzt. Außerdem … ich habe meiner Familie meine Wohnung angeboten, um dort Besuch unterzubringen. Das aufräumen beginnt dann, wenn alle Dinge in den Taschen sind und das Rad unten steht.

Es ist noch viel auf der Liste, ich werde jetzt gleich mal aufstehen und den Tag mit einem Blick auf die Wetterprognosen beginnen. Gestern Nacht müsste ein neues 46-Tage-Modell herausgekommen sein. (Nachreichung: Sieht immer noch nass aus. Frage mich ja, ob ich nach 5 Tagen die Schnauze voll haben werde. Aber ich bin nicht aus Zucker)

Es sind noch zwei Tage, bis mich mein Bruder am Startpunkt absetzt. An die Arbeit …

Written by

Joerg Moellenkamp

Avid bicyclist, likes california, dreams to combine both.